Zeitreise

Zeitreise

Begeben Sie sich mit uns auf eine Reise zurück in die Vergangenheit und werfen Sie einen Blick in die Geschichte der Küche.

Gemeinschaftliche Feuerstellen und Küchensklaven

Die ersten Kochstellen fanden sich zwischen 8350 und 7370 vor Christus in Innenhöfen. Die Ausstattung beschränkte sich auf eine offene Feuerstelle, einfache Lehmöfen und Mahlsteine. Anhand der Position der Kochstellen, kann man rückschließen, dass diese von mehreren Familien genutzt wurden. Trotz der minimalistischen Möglichkeiten gab es verschiedene Methoden, die Nahrung zuzubereiten. Speisen wurden im Feuer geröstet, mit heißen Steinen erwärmt oder auch in der Asche gebacken. Diese Küchen entdeckte man bei Ausgrabungen in Mesopotamien, Jericho und Anatolien.

In separat untergebrachten Innenräumen finden sich Küchen erstmals in Häusern wohlhabender Griechen zwischen dem 8. und 2. Jahrhundert vor der modernen Zeitrechnung.

Angeordnet meist neben einem Bad, sorgte die in der Küche entstehende Hitze somit für die Erwärmung beider Räume. Teilweise existierten bereits kleine Abstellräume hinter den Küchen, welche einer heutigen Speisekammer gleichkommen. Die ärmere Bevölkerung oder einfache Stadtbevölkerung bereitete ihre Nahrung weiterhin im Innenhof oder auch in öffentlichen Küchen zu. Üblich war es zudem, dass ausschließlich Sklaven in den Küchen arbeiteten. Die Küche selbst war hierbei entweder direkt auf dem Boden angelegt, oder ein wenig erhöht, sodass es sich davor knien ließ.

Mittelalterliche Rauchküchen

Auch im Mittelalter nutze man in Europa weiterhin vorwiegend eine offene Feuerstelle unter dem höchsten Punkt des Gebäudes, welche sich zudem zentral im Haus befand, um auch somit wieder Licht- und Wärme der Küche für das gesamte Haus zu nutzen. Ein Fenster in den Küchen suchte man zudem vergeblich, wodurch sich die Bezeichnung „Rauch-“ oder „Schwarzküche“ ergab.

In den Adelshäusern wurden die Küchen hingegen in separaten Räumen, teilweise sogar in der Vorburg von Burganlagen des 9. Jahrhunderts untergebracht. Häufig kam es, aufgrund der erheblichen Brandgefahr vor, dass halbe Städte durch ausgebrochene Küchenfeuer abbrannten. Aus der räumlichen Abgeschiedenheit entstanden erste Kachelöfen, die stattdessen als Wärmequelle genutzt wurden. Im Mittelalter kamen außerdem erste Kochutensilien aus Eisen, Kupfer und Bronze hinzu. Gekocht wurde in Dreibeintöpfen oder Kesseln, welche mit einem Kesselhaken über das Feuer gehangen wurden. Durch eine höhenverstellbare Aufhängung ließ sich erstmals die Temperatur beim Kochen genauer regeln.

Mit der Erfindung des  mechanischen Drehspießes von Leonardo da Vinci, sowie der Nutzung von Speiseaufzügen, mit denen sich die zubereiteten Speisen in die Wohnräume von Burgen und Schlössern transportieren ließen, entwickelten sich Kombinationen aus Wohn- und Essbereichen, welche zu besonderen Anlässen für die Oberschicht besonders repräsentativ waren.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren auf dem Land jedoch die Schwarzküchen weiterhin zu finden. Hier wurde der durch den Kamin geleitete Rauch unter dem Dachstuhl für eine Räucherkammer genutzt.

Schauküchen und preiswerte Küchenmöglichkeiten

Im 18. Jahrhundert wurde der sogenannte Castrolherd, benannt nach dem französischen Wort Casserole, was so viel wie Kochtopf bedeutet, erfunden, welcher den ersten Herd mit einer vollständig geschlossenen Feuerstelle darstellt. Eines der ersten Exemplare dieses Herds wurde in der Küche der Amalienburg im Schlosspark der Nymphenburg in München entdeckt.

Mit der Einbringung von Löchern in die eiserne Abdeckplatte durch Benjamin Thompson, dem Graf Rumford, entstand der Rumfordherd bzw. Sparherd, weil aufgrund der besseren Nutzung der Hitze, nicht mehr so viel Brennmaterial benötigt wurde. Rumford ermöglichte zudem mit seiner Erfindung auch ärmeren Schichten der Bevölkerung eine Nutzung solcher Herde.

Im Gegenteil zu preiswerten Kochmöglichkeiten steht die Einrichtung von sogenannten Schauküchen der Adelsschicht. Diese wurden lediglich dazu genutzt, die Sammlung an Porzellan und Fayencen zeigen zu können, und trotz der vollen Funktionstüchtigkeit nicht darin, um wirklich zu kochen. Bis heute ist die Schauküche der Marktgräfin Sibylla Augusta in ihrem Schloss Favorite noch immer gut erhalten.

Vergiftung durch Kochlöffel und Co.

Geselligkeit und Gemeinschaft beim Kochen war im Gegensatz zur heutigen Zeit im 19. Jahrhundert unerwünscht. Küchen wurden so angeordnet, dass Bedienstete weit entfernt von den eigentlichen Wohnräumen des Hauses kochen konnten, ohne das Wohnhaus selbst überhaupt betreten zu müssen. Lagerräume für Brennmaterial sowie die Speisekammer befanden sich in direkter Nähe zu der Küche.

Die bisher einfache Feuerstelle wurde bis hin zur Nutzung von Brat- und Dörröfen, einer Ausstattung mit mehreren Kochlöchern und einem sogenannten Wasserschiff, in welchem Wasser erhitzt werden konnte, verändert.

Als Kochutensilien wurde Gusseisengeschirr vom verzinnten Kupfergeschirr vollständig abgelöst. Nachdem jedoch die Vergiftungsgefahr durch Zinn- und Messinggeschirr im Laufe der Zeit erkannt wurde, nutzte man zum Ende des 19. Jahrhunderts Nickel und Aluminiumgeschirr.

Staubsauger und Schnellkochtopf

Die zunehmende Industrialisierung wirkte sich in immer größer werdenden Städten auf die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aus. Es entstand fließendes Wasser in den Küchen und es wurde eine Kanalisation in die Häuser integriert. Die Kochmaschinen wurden kompakter und standen so auch in kleineren Küchen zur Verfügung.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts nutze man erstmals Gas zum Kochen und Heizen, obwohl bereits 1925 in den USA ein Patent für einen Herd, welcher mit Gas betrieben wurde, eingereicht worden ist. Mit umfangreichen Erfindungen weiterer Maschinen im 20. Jahrhundert durch die Entwicklung der Elektrizität, die die Arbeit in der Küche erleichterten, wie beispielsweise der Zentralheizung, Warmwasserboilern, dem Staubsauger oder auch Schnellkochtöpfen, wurde das Küchenpersonal stark reduziert.

Um die Arbeitsabläufe des Kochens deutlich zu verbessern und den zeitlichen Aufwand zu verkürzen entwickelten Architekten optimaler angepasste Küchen. Beispiele hierfür sind die Bauhaus-Küchenkonzepte oder die Frankfurter Küche, entworfen von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky.

Von Ausquartiert zu Integriert

Durch die zahlreichen Zerstörungen nach dem zweiten Weltkrieg benötigte man funktional und preiswert gebauten Wohnraum. Norm- und Systemküchen entstanden, um diese schnell und einfach in Wohnungen einzubauen. In Wohnanlagen im westlichen Teil Deutschlands, sowie in Plattenbauten in Ostdeutschland setzten sich diese durch. Aufgrund der einheitlichen Maße der Küchen entwickelte man perfekt in die Küchen passende Elektrogeräte. Die Ära der Einbaugeräte begann.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts gab es Küchen nicht nur in verschiedenen Farben, zudem waren die Möbel durch eine Opal-Harz-Beschichtung wasserabweisend und um ein Vielfaches leichter zu reinigen. Jedoch war das Aussehen noch immer stark vereinheitlicht. Im Laufe der Zeit entstand ein gegenläufiger Trend bis hin zum heutigen Konzept von individuell gestalteten Küchen, welche online oder in einem Küchenstudio für den jeweiligen Raum geplant werden. Zur Standardausstattung von klassischen Küchen gehören mittlerweile Spüle, Herd, Dunstabzugshaube, Kühlschrank und in großen Küchen teilweise zusätzlich eine Mikrowelle.

Die Küche hat heutzutage auch ihre soziale Funktion wieder zurückerlangt und spielt im Familienleben somit eine wichtige Rolle. Große Küchenräume, Wohnküchen, oder mit einem Bartresen abgetrennte amerikanische Küchen finden immer mehr Liebhaber. War es früher eine ausquartierte, an Sklaven oder Bedienstete abgeschobene Tätigkeit, hat das gemeinschaftliche Kochen heute einen wichtigen Platz im gesellschaftlichen Leben eingenommen – das spiegelt sich auch im Küchendesign wider.